Sprachwissenschaftliche Begriffe

Agens

Semantische Rolle des Urhebers bzw. Verursachers einer Handlung, die in Nominativspachen wie dem Dt. im allgemeinen durch das Subjekt des Satzes ausgedrückt wird: Er verbraucht das Geld. Im Passiv wird das A. mit Hilfe eines Obliquen Kasus (so z.B. im Lateinischen oder Russisch) oder einer Präpositionalphrase ausgedrückt, vgl. von ihm in Das Geld wurde von ihm verbraucht.

Äquivalenz

[Auch: Bikonditional, Bilaterele Implikation] In der Formalen Logik Verbindung zweier elementarer Aussagen p und q, die dann und nur dann wahr ist, wenn beide Teilsätze denselben Wahrheitswert haben (Notation: p = q bzw. p ↔ q).

Allophon

Konkret realisierte Variante eines Phonems.

Ambiguität

Eigenschaft von Ausdrücken natürlichen Sprachen, denen mehrere Interpretationen zugeordnet werden könne, bzw. die unter lexikalischem, semantischem, syntaktischem u.a. Aspekt in der linguistischen Beschreibung mehrfach zu spezifizieren sind.

Anapher

Sprachliche Einheit, die zu einer anderen sprachlichen Einheit (Antezedens) im vorangehenden Kontext in einer anaphorischen Beziehung steht, d.h. deren Referenz nur durch Bezug auf ein Antezedens bestimmbar ist. Hat die Anapher die gleiche Referenz wie das Antezedens, spricht man von Koreferenz.

Anaphorisch

Als a. wird die satz- und Satzfolgen übergreifende, nach links (rückwärts-, hinauf-) verweisende und verknüpfende Relation zwischen dem im Text ersten Auftreten eines Sprachzeichens und in einer im Textverlauf späteren Wiederaufnahme bezeichnet, wobei das originäle Sprachzeichen (Substituendum) und das wiederaufnehmende Zeichen (Substituens) referenziedent sind (Koreferenz).

Ansatzrohr

Die Stelle, wo Laute produziert werden, von Lungen bis zum Mund.

Antezedens

Sprachlicher Ausdruck, auf den eine Anapher beim Referieren zurückverweist: Caroline, die den fremden Mann zuerst sah,… (Caroline ist Antezedens zu die)

Apikal(laut)

Zungenspitzenlaut. Z.B. [d], [n], [t].

Appelfunktion der Sprache

Bezeichnet die Relation zwischen Sprachzeichen und Empfänger, dessen Verhalten durch das Zeichen gesteuert.

Appelativum

Subklasse der Wortart Substantiv. A. bezeichnen im Gegensatz zu den Eigennamen nicht singulär existierende Lebewesen oder Gegenstände, sondern Gattungen bzw. Klassen von z.B. Personen, Pflanzen, Tieren oder Dingen, zugleich aber auch das einzelen Element der Gattung bzw. Klasse, z.B. die Frau als Bezeichnung der Gattung und als Bezeichnung einer einzelnen, bestimmten Frau.

Aspekt

Verbale Kategorie, die sich auf die zeitliche Struktur oder andere Merkmale von Verbbedeutungen bezieht und die in der Morphologie einzelne Sprachen grammatikalisiert ist. Eine grundlegende Aspekt-Unterscheidung ist Imperfektiv vs. Perfektiv, wodurch ein Vorgang entweder als ein zeitlich nicht weiter strukturierter, kontinuierlicher Verlauf oder als eine auf einen Endpunkt zielende Entwicklung präsentiert werden kann.

Asyndetisch

Eigenschaft einer Aneinanderreihung syntaktischer Elemente. Bei einer a. Konstruktion ist die Reihung sprachlicher Elemente derselben Kategorie (Wörter, Syntagmen, (Teil-)Sätze) im Ggs. zur syndetischer oder polysyndetischer unverbunden, d. h. konjunktionslos, z.B. Der junge, neue, attraktive Dozent. In einer monosyndetischen Konstruktion sind alle Elemente bis auf die letzten beiden konjunktionslos verbunden, z.B. Der junge, neue und attraktive Dozent. Ggs. syndetischer Reihung (Subordination) z.B. Der junge und neue und attraktive Dozent.

Aussagen

Sind Sätze, die Objekten oder Sachverhalten der realen Welt Eigenschaften zuschreiben.

Äußerung

Von einem Sprecher zwischen zwei Pausen produzierte Laut-(oder Schriftzeichen)kette, die aus einem oder mehreren satzartigen Ausdrücken bestehen kann.

Äußerungsakt

Äußerung von Morphemen, Wörtern, Sätzen.

Deixis

(1) Vorgang des Zeigens, Verweisens mittels Gesten oder sprachlicher Ausdrücke auf Situationselemente. (2) Eigenschaft bzw. Funktion sprachlicher Ausdrücke, die sich auf die Person-, Raum- und Zeitstruktur von Äußerungen in Abhängigkeit von der jeweiligen Äußerungssituation bezieht. Man spricht insofern auch von personaler, lokaler und temporaler Deixis.

deklarativer Satz

Aussagesätze, die in der zugrundeliegenden Struktur von Verben wie behaupten, feststellen, sagen abhängen.

Denotation

(a) Bezeichnet die kontext- und situationsunabhängige, konstante begriffliche Grundbedeutung eines sprachlichen Ausdrucks im Unterschied zu konnotativen, d.h. subjektiv variablen, emotiven Bedeutungskomponenten. (b) Ein Lexem "denotiert" einen bestimmten Gegenstand oder Sachverhalt, es bezeichnet ihn im Sinn einer extensionalen Bezugnahme.

Direktiv

Sprechakt, dessen Hauptzweck darin besteht, den Adressaten zu einem bestimmten Verhalten (Handlung oder Unterlassung) zu veranlassen. Direktiv sind u.a. Aufforderungen, Bitten, Befehle und Verbote.

Disjunktion

Verbindung zweier elementarer Aussagen p und q durch die Logische Partikel oder, die genau dann wahr ist, wenn mindestens eine der elementaren Aussagen wahr ist.

distinkt

Linguistische Elemente sind distinkt, wenn sie sich in mindestens einer für die betreffenden Elementenklasse konotativen Eigenschaft voneinander unterscheiden.

distinktiv

Unterscheidend, speziell in der Sprachwissenschaft: bedeutungsunterscheidend.

Distribution

Gesamtheit der Umgebungen festgelegter Eigenschaften.

Eigenname

Semantisch definierte Klasse von Substantiven, die Objekte und Sachverhalte im Kontext eindeutig identifizieren.

Ellipse

Aussparung von sprachlichen Elementen, die aufgrund von syntaktischen Regeln oder lexikalischen Eigenschaften (z.B. Valenz eines Verbs) notwendig sind: Er trank Bier und sie (trank) Wein. Die Hühner legen (Eier).

Endophora

Zusammenfassung von Katapher und Anapher.

Extension

Die Extension eines sprachlichen Ausdrucks ist die Klasse der Elemente, die der Ausdruck bezeichnet.

Flexion

Wortstämme (Lexeme) bestimmter Wortarten werden in morphologisch verschiedenen Wortformen realisiert, die regelhaft wortartspezifisch verschiedene syntaktisch-semantische Funktionen mitausdrücken, vgl. im Dt. Deklination (Nomen), Konjugation (Verb), Komparation (Adjektiv). Die Gesamtheit der Flexionsformen eines Wortes bilden (Flexions-)Paradigmata.

flexiv

In der Flexion gebundene Morpheme, die zur grammatischen Kennzeichnung von Wortformen dienen, z.B. -e, -st, -t.

formale Logik

Als Lehre des richtigen und vernünftigen Denkens ist die Logik Grundlagendisziplin aller theoretischen und empirischen Wissenschaften, indem sie Verfahren zur Gewinnung gültiger Schlüsse und notwendig wahrer Sätze bereitstellt, die nur Aufstellung und Überprüfung von wissenschaftlichen Theorien notwendig sind.

Formate

Satz- und wortbildende Elemente.

formale Sprachen

[Auch: Künstliche / Logische Sprachen]. Im Unterschied zu natürlichen Sprachen künstliche, auf der Basis von Logik und/oder Mathematik konstruierte Sprachsysteme, die sich durch Eindeutigkeit, Explizitheit und leichte Überprüfbarkeit auszeichnen.

Formklasse

Die Distribution der Klasse.

graduierbare Komplementäre

Komplementäre Ausdrücke, die sich auf eine skalierbare Eigenschaft beziehen und graduierbar sind wie z.B.: sauber v. schmutzig. Im Unterschied zu antonymen Ausdrücken gibt es hier keinen Zwischenbereich.

Grundmorphem

Klasse lexikalischer Morpheme, die quantitativ die größte Teilmenge des Morpheminventars einer Sprache bilden. Sie haben den Status von freien Morphemen im Ggs. zu den gebundenen Flexions- und Wortbildungsmorphemen (Affixen) und sind in der Regel betont.

heuristisches Verfahren

Entdeckungsverfahren zur Ermittlung von bestimmten Formklassen.

Hyponymie

Terminus für die Relation der Unterordnung im Sinne einer inhaltsmäßigen Spezifizierung. Z.B.: Apfel à Obst.

IC-Analyse

(immediate constituent analyses) Konstituentenanalyse. Verfahren der Satzanalyse, Ziel und Ergebnis derer die Zerlegung eines sprachlichen Ausdrucks in eine hierarchisch definierte Abfolge von Konstituenten ist.

Ikon

Klasse von visuellen oder akustischen Zeichen, die in unmittelbar wahrnehmbarer Beziehung zur bezeichneten Sache stehen, indem sie Aspekte des realen Objekts abbildhaft imitieren und dadurch eine Ähnlichkeit oder Gemeinsamkeit von Merkmalen aufwiesen.

Illokution

Eine einfache Illokution besteht aus einer illokutionären Rolle oder Kraft f (und einem propositionalen Gehalt p, hat also die Gestalt f(p). Dabei können f und p (in Grenzen) unabhängig voneinander variieren. Als illokutive Indikatoren gelten Intonation, Interpunktion, Interrogativpronomina und –adverbien, Modalverben und Verbmodus, Wort- und Satzgliedstellung, satzmodusanzeigende Partikeln, spezielle Affixe, spezielle Konstruktionen wie z.B. der A-nicht-A-Fragesatz im Mandarin sowie die Form von explizit Performativen Äußerungen.

Implikation

Materiale Implikation (auch: Adjunktive Implikation, Konditional, Subjunktion): Aussagenlogischer Operator (Junktor), der zwei elementare Aussagen p und q zu einer neuen Aussage verbindet, die dann und nur dann falsch ist, wenn die erste Teilaussage wahr und die zweite falsch ist. (Formal: p à q):Wenn München an der Isar liegt, dann ist 3*3=10(= falsch). Aber: Wenn 3×3=10, dann liegt München an der Isar (= wahr).
[lat. implicare verzichten, verknüpfen] Die Verknüpfung zweier Aussagen durch den Operator wenn — dann. Die mit wenn verbundene Aussage stellt den Vordersatz dar, die mit dann verbundene den Nachsatz. Die Asymmetrie der I. verbietet es, beide Sätze gegeneinander zu vertauschen. Der Wahrheitswert falsch kommt der I. nur dann zu, wenn der Vordersatz wahr und der Nachsatz falsch ist, in allen anderen Fällen ist sie wahr.

Implikatur

[engl. to implicate zur Folge haben]. Ein Sprecher impliziert mit der Äußerung eines Satzes S, dass p der Fall ist, wenn seine Äußerung den Schluss auf p erlaubt, ohne dass er mit S wörtlich gesagt hätte, dass p. Die meisten Präsuppositionen werden als konventionelle I. interpretiert. Konventionellen I. sind nicht lösbar, d.h. der Sprecher kann sie nicht ohne Selbstwiderspruch oder Selbstkorrektur bestreiten; sie sind aber ablösbar, d.h. es gibt eine Paraphrase, die (abgesehen von der Konventionellen I.) das Gleiche besagt. Beruht eine Implikatur außer auf der konventioneller Bedeutung des geäußerten Ausdrucks auch auf der Annahme, dass der Sprecher gewisse Konversationsmaximen befolgt oder absichtlich verletzt, so heißt sie konversationelle Implikatur.

indirekter Sprechakt

Typ von Sprechakt, bei dem die vom Satztyp (oder noch weiteren Basisindikatoren) des geäußerten Ausdrucks wörtlich indizierte Illokution von der tatsächlich vollzogenen (= primären) Illokution abweicht. So weicht im Dt. die Kombination der Merkmale [Hauptverb im Indikativ; Verb-Zweit-Stellung; kein w-Wort in betonter oder Vorfeld-Position; Selbständigkeit; fallende Intonation] einen Satz wie Dort ist die Tür als Deklarativsatz aus, der (im weitesten Sinn) für den Vollzug von Aussagen bestimmt ist. Unter entsprechenden Umständen kann aber eine Äußerung des gleichen Satzes auch als Aufforderung, den Raum zu verlassen, gemeint sein und verstanden werden. Diese Aufforderung wird durch die Aussage indirekt mitvollgezogen.

Intension

Die Intension eines Begriffs (oder einer Menge) wird definiert durch die Angabe der Eigenschaften bzw. Merkmale, die ihn charakterisieren; sie entspricht seinem Inhalt im Unterschied zur Extension, die durch Aufzählung der unter den Begriff fallenden Elemente definiert wird. Zwei Prädikate sind intensional identisch, wenn sie inhaltlich das Gleiche bedeuten, d.h. wenn ihnen aufgrund einer Komponentenanalyse die gleichen semantischen Merkmale zukommen.

intentional

Grundlegende Kategorie für jede Theorie der Sprachlichen Bedeutung, wonach sprachliche Handlungen wesentlich intentionale, also von einer bestimmten, nämlich der kommunikativen Handlungsabsicht geleitete Akte sind.

Katapher

Terminus, der ein Sprachelement bezeichnet, das auf folgende Information innerhalb eines Äußerungskontexts vorweist. Als Kataphorische Elemente kommen Determinantien und Pronomina vor; vgl. er in Als er abdankte, war Ludwig I. ein verbitterter Mann.

kognitive Linguistik

Forschungsrichtung, die sich mit der Untersuchung mentaler Prozesse bei Erwerb und Verwendung von Wissen und Sprache beschäftigt. Untersuchungsziel ist die Erforschung der kognitiven / mentaler Struktur und Organisation durch Analyse der kognitiven Strategien, die Menschen beim Denken, Speichern von Information, Verstehen und Produzieren von Sprache verfolgen.

Kohärenz

(1) Allgemein: textbildender Zusammenhang von Sätzen, der alle Arten satzübergreifender grammatischer (Textgrammatik) und semantischer Beziehungen umfasst. Neben den formalen Mitteln der Syntax und Morphologie sind vor allem semantische Strukturen kohärenzbildend, z.B. kausale oder temporale Konnesion, Isotopie im Wortschatz oder Formen der Thematischen Progression. (2) Im engeren Sinne wird K. von der grammatischen Textverknüpfung (Kohäsion) abgegrenzt und bezeichnet speziell den semantischen, der Kohäsion zugrundeliegenden Sinnzusammenhang eines Textes, seine inhaltlich-semantische bzw. kognitive Strukturiertheit. Semantische K. ist darstellbar als Folge von Propositionen bzw. als Konstellation aus begrifflichen Konzepten und verbindenden Relationen. Bei wenig kohärenten Satzfolgen kann der Hörer durch sinnvolle Interenz bei der Textverarbeitung K. und damit einen Text herstellen.
(Mittel) Durch formale Mittel der Grammatik hergestellter Textzusammenhang. K. wird hergestellt durch (a) Wiederholung, Wiederaufnahme von Textelementen, z.B. Rekurrenz, Textphorik, Paraphrase, Parellelismus; (b) Mittel der Textverdichtung wie Ellipse, Proformen; (c) morphologische und syntaktische Mittel zum Ausdruck verschiedenartiger Beziehungen wie Konnexion, Tempus, Aspekt, Deixis oder Thema-Rhema-Gliederung.

Komplementarität

Semantische Relation des Gegensatzes: zwei Ausdrücke stehen in der Relation der K., wenn der von beiden Ausdrücken angesprochene semantische Bereich durch sie in zwei disjunktive Teile zerlegt wird. Als heuritischer Test für die Komplementarität ietet sich oft die gegenseitige Substitution der Ausdrücke L1 in geeigneten Sätzen S(…) an, wobei dann zwischen S(L1) und S (L2)) ein starker Widerspruch (Kontradiktion) entsteht; in dem Sinne, dass aus S(L1) die Negation von S(L2) folgt, aus S(L2) die Negation von S(L1), aus der Negation von S(L1) S(L2) folgt, und aus der Negation von S(L2) S (L1) folgt. Komplementäre Ausdrücke wie verheiratet/unverheiratet, tot/lebendig sind häufig weder graduierbar (ein bisschen tot sein) noch steigerbar (x ist verheirateter als Y).

Kommunikation

Jede Form von wechselseitiger Übermittlung von Information durch Zeichen/Symbole zwischen Menschen und datenverarbeitenden Maschinen.

Kommunikationstest

[lat. commutatio Austausch] (1) Generell: Experimentelles Analyseverfahren der strukturellen Linguistik zur Ermittlung sprachlicher Regularitäten. (2) In der Glossematik dient der K. zur Ermittlung von (sprachrelevanten) Invarianten auf der Inhalts- und Ausdrucksebene: g und k z.B. kommutieren im Dt. in phonetischer Hinsicht (=Ausdrucksebene), dieser Differenz entspricht zugleich ein Unterschied auf der Inhaltsebene: Gasse vs. Kasse, folglich handelt sich bei /g/ und /k/ um Invarianten (=Phoneme) des Dt.

Kommutation

In der Terminologie der Glossematik Austausch von Lauten, der eine Bedeutungsänderung mit sich bringt (z.B. dt. Bass — Pass, davon: dt. /b/ und /p/ kommutieren, sind kommutativ; Phonem).

Konnektiv

(1) Sprachlicher Ausdruck mit satzverknüpfender Funktion (Konnexion). Zur Klasse der K. gehören u. a. Konjunktionen und Konjunktionaladverbien. Sie verknüpfen entweder Propositionen bzw. Sachverhalte (Semantische K.) oder Illokutionen (pragmatische K.); vgl. Er freut sich, weil es regnet (Sachverhaltsverknüpfung) vs. Er freut sich, denn es regnet (Begründung einer Feststellung). (2) Logische Partikel.

Konnexion

(1) Syntaktischer Relationsbegriff, der die abstrakte Abhängigkeitsbeziehung zw. syntaktischen Elementen unabhängig von ihrer linearen Oberflächenordnung bezeichnet. Die Menge aller K. konstituiert den Satz. (2) Verknüpfung von Propositionen oder Illokutionen durch kausale, temporale, disjunktive oder andere Beziehungen. Die Relation kann syntaktisch durch ein Konnektiv oder asyndetisch ausgedrückt werden. (3) Allgemein: Bez. für textbildende sprachliche Mittel im Sinne von Kohäsion.

Konnotation

(1) Individuelle (emotionale) stilistische, regionale u.a. Bedeutungskomponente(n) eines sprachlichen Ausdrucks, die seine Grundbedeutung überlagern und die — im Unterschied zur konstativen begrifflichen Bedeutung — sich meist genereller, kontextunabhängiger Schreibung entziehen, z.B.: Führer. (2) In der Logik Bezugnahme auf den Begriffsinhalt im Unterschied zu Denotation als Bezugnahme auf die außersprachliche Wirklichkeit.

konstative Äußerung

Sprechakttheorie Äußerungen, die Feststellungen über Tatsachen bzw. Sachverhalte treffen, die entweder wahr oder falsch sein können.

Konstituente

Bezeichnung für jede sprachliche Einheit (Morphem, Wort, Syntagma), die Teil einer größeren sprachlichen Einheit ist. Mehrere Konstituente bilden miteinander eine Konstruktion; z.B. sind in dem Satz Bäume wachsen nicht in den Himmel alle Wörter Konstituente.

Konversion

Semantische Relation des Bedeutungsgegensatzes, die die Polarität zwischen zweistelligen Prädikaten bezeichnet und als Äquivalenz-Bezeichnung definiert wird: Wenn Philipp älter ist als Caroline, dann ist Caroline jünger als Philipp (und umgekehrt). Solche konverse Ausdrücke finden sich besonders als Komparative polarer Adjektive, als Verben, die menschliche Tauschverhältnisse beschreiben (geben:bekommen, kaufen:verkaufen u. a.) sowie bei Verwandtschaftsbezeichnungen (Vater:Sohn etc.)

Konvention

[lat. conventio Übereinkunft] Verhaltensregularität von Mitgliedern einer Gruppe, die wiederholt vor einem Koordinationsproblem stehen (einer Situation, in der wechselseitiger Nutzen von koordiniertem Verhalten abhängt) und dies auf eine bestimmte von mehreren möglichen Weisen lösen, wobei und weil sie das Entsprechende von den anderen erwarten.

Koreferenz

[Auch: Referenzidentität] Eigenschaft verschiedener Nominalphasen, die sich auf dasselbe außersprachliche Objekt beziehen. Philipp1 entdeckte seinen Freund2 und begrüßte ihn2 stürmisch. Er1 freute sich diesen lustigen Vogel endlich in seiner1 Nähe zu haben.

lexikalische Bedeutung

2. In der strukturellen bzw. strukturalistischen Semantik die Summe aller möglichen Bedeutungen eines Sprechzeichens ((Lexems, Kompositums, Wortgruppenlexems), die Ko- und kontextunabhängige (gesamte) Bedeutung eines Voll- oder Inhaltsworts auf der Ebene der Langue, die begrifflichen, derotativen, kognitiven Bedeutungen, die Begriffe, aktuelle Bedeutung.

Metakommunikation

Kommunikation über Kommunikation, d. h. Verständigung von Sprechern über Sprache und / oder Sprechen.

Metasprache

Sprache zweier Stufe (auch Beschreibungssprache), mittels der die natürliche Sprache (auch: Objektsprache) beschrieben wird. Bezeichnung für die Ebene der Sprache, in der Aussagen über Sprache bzw. Sprachen gemacht werden, d. h. nicht die außersprachliche Realität ist Gegenstand, sondern die Sprache bzw. das Sprechen selbst.

Minimalpaar

Zwei Ausdrücke (Wörter oder Morpheme) einer Sprache mit verschiedener Bedeutung, die sich nur durch ein Phonem unterscheiden; z.B. Gasse vs. Kasse.

mögliche Welt

Begriff, der die hypothetische Verschiedenheit aktualer Situationen zum Ausgangspunkt nimmt und eine plausible Gesamtheit solcher Situationen/Zustände zusammenzufassen versucht.

Morphem

Kleinste bedeutungstragende Elemente der Sprache, die als phonologisch-semantische Basiselemente nicht mehr in kleinere Elemente zerlegt werden können, z.B. Buch, drei, es, lang.

Oberflächenstruktur

(1) In einem allg. Sinn: Unmittelbar beobachtbare aktuelle Gestalt von Sätzen, wie sie in der Kommunikation verwendet werden. (2) Relativ abstrakte Struktur, die das Resultat eines aus Basis- und Transformationsregeln bestehenden Prozesses darstellt und als Eingabe der phonologischen Komponente fungiert, d. h. sie muss noch phonetisch interpretiert werden, um dem Sachverhalt unter (1) zu entsprechen. Dabei können phonologisch identischen Interpretationen verschieden O. zugrunde liegen: Der Wortfolge jüngere Mitglieder und Rentner können zwei durch die Klammern dargestellte syntaktische (und semantische) Strukturen entsprechen: [[jüngere Mitglieder] und Rentner] vs. [jüngere [Mitglieder und Rentner]]. Die O. kann mehrdeutig sein (Ambiguität), z.B. die Wahl des Vorsitzenden (= der Vorsitzende trifft eine Wahl bzw. wird gewählt); verschieden O. können synonym sein (Paraphrase) z.B. der blaue Himmel und der Himmel, der blau ist.

Opposition

Zwei Laute stehen in der Relation einer phonologischen Opposition zueinander, wenn sie allein dazu dienen zwei im übrigen phonologisch gleiche Wörter mit ihrer unterschiedlicher Bedeutungen differenzieren, z.B. /t/ und /d/ in Tier:dir, Tank:Dank (Minimalpaar).

Paradigma

(1) Menge der Wortformen, die zusammen ein Deklinations- oder Konjugationsmuster bilden (2) Die auf vertikaler Ebene für einzelne Segmente austauschbaren Ausdrücke derselben (Wort-)Kategorie, im Unterschied zu den auf horizontaler Ebene segmentierbaren Einheiten, den Syntagmen.

Paraphrase

Heuristischer Begriff zur Darstellung der Synonymie-Relation zwischen Sätzen (Linguistik) bzw. Aussagen (Logik).

Patiens

[lat. patiens leidend] Semantische Rolle des von der Verbhandlung betroffenen Elements, im Unterschied zum Agens als dem Urheber dieser Handlung. Im Nom. Sprachen wie dem Dt. wird das P. meist durch das direkte Objekt bezeichnet.

performative Äußerungen

Terminus zur Bezeichnung von Äußerungen, mit denen man jeweils bestimmte Handlungen vollzieht, im Unterschied zu Konstativen Äußerungen, die nur etwas beschreiben oder konstatieren.

Periphrase

Allgemeinste Form eines rhetorischen Tropus: umschreibender Ersatz eines Wortes durch eine andere, meist erweiternde und bildhafte Bezeichnung in unterschiedlicher Form und Funktion, z.B. zum Zweck der sprachlichen Variation, Beschönigung, Hervorhebung, Erklärung, Konkretisierung u. a., z.B. Zweitfrisur Perücke, der Komponist der Zauberflöte = Mozart. Eine spezielle Form der P. ist die Definition.

Perlokution

Teilaspekt einer Sprechhandlung, der sich auf die kausalen Wirkungen, die der Sprecher durch seine Äußerungen absichtlich hervorruft, bezieht.

Permutation

Umstellung von Konstituenten.

Phon

1. In der Psychoakustik Maßeinheit der Lautstärke. Als Referenzsignal dient ein 1 kHz-Ton von 1 sec Dauer, dessen Schallpegel [in Dezibel] gleich seiner Lautstärke [in Phon] gesetzt wird. 2. Minimale segmentale Analyseeinheit der diskriptiven Phonetik als Realisation eines Phonems.

Phonologie

Teildisziplin der Sprachwissenschaft, die sich mit den bedeutungsunterscheidenden Sprachlauten (auch: Phonemen), ihren relevanten Eigenschaften, Relationen und Systemen unter synchronischen und diachronischen Aspekten beschäftigt. In diesem weitgefaßten Sinn wird der Terminus P. heute allgemein verwendet und zugleich von der Phonetik als der Wissenschaft von der materiellen Seite der Sprachlaute abgesetzt.

Phonem

Bezeichnung für kleinste aus dem Schallton der Rede abstrahierte lautliche Segmente mit potentiell bedeutungsunterscheidender (distinktiver) Funktion.

Polysemie

Zentrale Eigenschaft lexikalischen Einheiten. Die virtuelle Polysemie von Lexemen sichert deren Verwendung in unterschiedlichen Aktualisierungskontexten, innerhalb derer ihre Bedeutung in der Regel monosemiert wird.

Prädikation

(1) Vorgang und Ergebnis der Zuordnung von Eigenschaften zu Objekten bzw. Sachverhalten. Durch P. werden Gegenstände spezifiert hinsichtlich Qualität, Quantität, Raum, Zeit u. a. oder in Beziehung gesetzt zu anderen Gegenständen. P. ist somit die Basis jeglicher Form von Aussagen. Ihre sprachliche Realisierung erfolgt durch Prädikate. (2) In J. R. Searles Sprachakttheorie zusammen mit Referenz Teilakt beim Vollzug eines Sprachakts (Propositionaler Akt). Während der Sprecher durch den Referenzakt Bezug nimmt auf Objekte und Sachverhalte der realen Welt, spricht er durch den Akt der P. diesen Referenten Bestimmte Eigenschaften zu.

Präsupposition

Selbstverständliche (implizite) Sinnvoraussetzungen sprachlicher Ausdrücke bzw. Äußerungen.

Pro-formen

(auch: pronominale Kopien, Verweisformen) Bestimmte Akten von Pronomina und Pro-Adverbien, die in einem Text als koreferenter Ersatz für einen determinierten und inhaltsaltivierenden Ausdruck genutzt werden können.

Proposition

[lat. propositio Satz, Angabe einer Tatsache — Auch: Satzinhalt, Satzbegriff] Unter P. wird der sprachunabhängige, bezüglich des Illokutionstyps neutrale gemeinsame Nenner der Bedeutung von Sätzen bezeichnet, die das Zutreffen eines Sachverhalts zum Inhalt haben. So wird in den entsprechenden Äußerungen der Sätze Sam raucht gewohnheitsmäßig / Raucht Sam wirklich gewohnheitsmäßig? / Es ist nicht wahr, dass Sam gewohnheitsmäßig raucht / Wenn Sam gewohnheitsmäßig raucht, dann wird er nicht mehr lange laben / Sam smokes habitually jedesmal die gleiche Referenz (Sam) und die gleiche Prädikation (raucht gewohnheitsmäßig) vollzogen, unabhängig davon, ob dies im Rahmen einer Feststellung, Frage oder eines Widerspruchs geschieht. P. ist somit der den Wahrheitswert bestimmende Kern der Bedeutung eines Satzes, wobei die spezifische syntaktische Form und lexikalische Füllung der jeweiligen Äußerungsform unberücksichtig bleiben.

Rekurenz

Wiederholung gleicher sprachlicher Elemente, z.B. syntaktischer Kategorien oder referenzidentischer Wörter, auch Wiederholung des Wortstammes bei veränderter Wortart (partielle R.).

Relation

In der Mengentheorie und Formalen Logik Beziehung zwischen mindestens zwei Elementen eines geordneten Paares.

Redundanz

Überschüssige Information, die bei störungsfreier Kommunikation ohne Informationsverlust wegfallen könnte. Redundanzmittel sind Pronominalisierung, Periphrase, Eigenname.

Rhema

Das Rhema des Satzes wird durch ein im Text neues Element repräsentiert, das eine weiterführende Information über das Thema vermittelt, und somit das Mitteilungsschwerpunkt des Satzes bildet.

Satz

Nach sprachspezifischen Regeln aus kleineren Einheiten konstruierte Redeeinheit, die hinsichtlich Inhalt, grammatischer Struktur und Intonation relativ vollständig und unabhängig ist.

Satzglied

Relativ selbständige strukturelle Grundelemente des Satzes.

Segment

Ergebnis sprachwissenschaftlicher Analyse, die darauf abzielt, kleinste sprachliche Einheiten wie Phone, Morpheme, Silben u. a. aus dem Sprachkontinuum zu isolieren.

semantische Relation

[Auch: Bedeutungsbeziehung, Sinnrelation] Oberbegriff für alle Relationen, die zwischen den Inhalten von Ausdrücken (Wörtern, Sätzen) natürlicher Sprachen bestehen.

Sinnrelation

Semantische Relation.

Sprechakttheorie

Eine systematische Darstellung dessen, was wir tun, wenn wir sprechen.

Substitution

(1) Formale syntaktische Operation, durch die auf dem Weg von der Tiefenstruktur zur Oberflächenstruktur bestimmte Konstituenten eines Strukturbaumes durch andere Konstituenten ersetzt werden. Zwei Sonderformen der S. sind zu unterscheiden: Reduktion: das ersetzte Element ist kleiner als das zu ersetzende Element, z.B. der alte Mann > er; Expansion (auch Erweiterungsprobe): das ersetzte Element ist größer als das zu ersetzende Element (= Umkehrung der Reduktion).

Syntagma

Durch Segmentierung gewonnene, strukturiert, aber noch unklassifizierte Folge von sprachlichen Ausdrücken, die aus Lauten, Wörtern, Wortgruppen, Teilsätzen oder ganzen Sätzen bestehen kann. Gruppe von zwei oder mehr aufeinander folgenden Einheiten in einer sprachlicher Äußerung (parole). Ein Syntagma ist nicht nur eine Abfolge von Wörtern, sondern eine Gruppe von syntaktisch zusammengehörenden Wörtern, wobei die syntaktische Zusammengehörigkeit mit den Mitteln der Distributions- oder Konstituentenanalyse festgelegt wird.

Syntax

(1) Teilbereich der Semiotik (auch Syntaktik), der sich mit der Anordnung und Bezeichnung von Zeichen beschäftigt. (2) System von Regeln, die beschreiben, wie aus einem Inventar von Grundelementen (Morphemen, Wörtern, Satzgliedern) durch spezifische syntaktische Mitteln (Morpholigische Markierung, Wort- und Satzgliedstellung, Intonation u.a.) alle wohlgeformten Sätze einer Sprache abgeleitet werden können.

Symbol

Klasse von Zeichen, bei denen die Beziehung zwischen Zeichen und Bezeichnetem ausschließlich auf Konvention beruht.

Term

Aus der Formalen Logik übernommener Oberbegriff für Eigennamen, die Individuen bezeichnen wie einzelne Menschen, Tiere, Orte u. a., und Prädikate, die diesen durch Eigennamen bezeichneten Individuen bestimmte Eigenschaften zuschreiben.

Text

(2) Sprachliche Äußerungsform einer kommunikativen Handlung, die im einzelnen bestimmt ist nach den pragmatischen "textexternen" Kriterien einer kommunikativen Intention, die situationsspezifisch ist und auf eine entsprechende Hörererwartung trifft (Textfunktion), und nach den sprachlichen, textinternen Merkmalen einer konsistenten, in der Regel wort- und satzübergreifenden Struktur, nämlich: Grenzsignale, grammatisch Kohäsion, dazu kommen bei einem weiter gefassten Textbegriff noch Eigenschaften nichtverbaler Signale wie Mimik, Gestik.

Thema

(topic) Das Thema eines Satzes ist dasjenige Satzglied, auf das sich die im Rhema verkörperte neue Information bezieht.

Tiefenstruktur

Konzept einer sprachlichen Äußerungen zugrundeliegenden Abstrakten Basisstruktur, die sowohl die grammatischen Relationen und Funktionen der syntaktischen Elemente spezifiziert, als auch alle für die sprachliche Bedeutung eines Satzes wichtigen Elemente, insb. die Lexeme, enthält, sowie alle für die Durchführung von Transformationen notwendigen Informationen.

Vagheit

Als Teilaspekt von sprachlicher Mehrdeutigkeit komplementärer Begriff zu Ambiguität: während Ambiguität sich auf solche Mehrdeutigkeiten bezieht, die im Rahmen von gramm. Modellen durch Mehrfachbeschreibungen repräsentiert werden, ist V. im Sinne von pragmatischer Unbestimmtheit zwar voraussagbar, aber nicht Gegenstand intern linguistischer Darstellung. Ein Ausdruck ist pragmatisch vage bezüglich bestimmter semantischer Merkmale, die er unspezifiziert läßt, z.B. ist Person nicht spezifiziert bezüglich der Merkmale [weiblich] vs. [männlich], [alt] vs. [jung].

Valenz

Valenz ist die Fähigkeit eines Lexems (z.B. eines Verbs, Adjektivs, Substantivs), seine syntaktischen Umgebungen vorzustrukturieren, indem es anderen Konstituenten im Satz Bedingungen bezüglich ihrer grammatischen Eigenschaften auferlegt.

Variante

Unterschiedliche Realisierung abstrakter linguistischer Einheiten aller Beschreibungsebenen.

Varietät

Neutraler Terminus für eine bestimmte kohärente Sprachform, wobei spezifische außersprachliche Kriterien varietätendefinierend eingesetzt werden können: Eine geographisch definierte Varietät nennt man Dialekt, eine im "sozialen Raum" begründete Varietät Soziolekt, funktionale Varietäten Fachsprachen bzw. Sondersprache, situative Varietäten, Register.

Wortfeld

Bezeichnung einer Menge von sinnverwandten Wörtern, deren Bedeutungen sich gegenseitig begrenzen und die lückenlos (mosaikartig) einen bestimmten begrifflichen oder sachlichen Bereich abdecken sollen.

Wortfeldtheorie

Vorwiegend Konzept vor allem der Inhaltbezogenen Grammatik, demzufolge ein Wort nicht isoliert im Bewusstsein von Sprecher/Hörer existiert, sondern stets zusammen mit begriffsverwandten Wörtern eine strukturierte Menge sich gegenseitig beeinflussender Elemente bildet.

Zeichen

Abstraktionsklasse aller sinnlich wahrnehmbaren Signale, die sich auf denselben Gegenstand oder Sachverhalt in der realen Welt beziehen.