Bogomilen
Mit ihrer Verachtung alles Materiellen und dem Leben in frommer Askese wird die im 10. Jh. auf dem Balkan entstandene Bewegung zur Keimzelle des Ketzertum.
Mit ihrer Verachtung alles Materiellen und dem Leben in frommer Askese wird die im 10. Jh. auf dem Balkan entstandene Bewegung zur Keimzelle des Ketzertum.
Eine der größten religiösen Bewegungen des Mittelalters. Ihre Mitglieder glauben, dass der Teufel die Welt erschaffen habe und daher alles Irdische und Körperliche zu verschmähen sei.
Der Namensgeber Arnold von Brescia fordert Besitz- und Machtlosigkeit für Kleriker. Er wird 1155 exkommuniziert, gehängt und verbrannt, seine Asche verstreut man im Tiber.
Sie leben in Armut, nehmen bekehrte Prostituierte auf, praktizieren die Laienpredigt, wollen die Urkirche wiederherstellen: Missionare verbreiten die Lehren eines Lyoner Kaufmanns seit 1170 in Frankreich, Italien und Deutschland.
Anspruchslos, arbeitsam, demütig: Dass die lombardische Bruderschaft harmlos ist und 1184 zu Unrecht verketzert wurde, sieht Papst Innozenz III. schon bald ein. 1201 wird sie kirchlich anerkannt.
Viele Priester schließen sich der Gemeinschaft an, die die Sündhaftigkeit des Menschen leugnet, Gott in allen Dingen sieht, die Kirche für überflüssiß hält und das baldige Ende der Zeiten vorhersagt. 1210 sterben die Anführer der Gruppe auf dem Scheiterhaufen.
Wie besessen jagen Inquisitoren im 14. Jahrhundert die Teufelsanbeter, verurteilen immer wieder angebliche Satansjünger zum Tod doch in Wirklichkeit hat es diese Sekte wohl nie gegeben.
Eine der radikalsten Ketzerkommunen überhaupt. Die italienischen Brüder glauben an das baldige Zeitenende, erklären 1304 dem Papst den Krieg und ziehen jahrelang plündernd durch das Piemont.
Tausende Frauen leben in den Kommunen dieser im Niederländischen entstandenen Laiengemeinschaft, geben sich oft einer schwärmerischen Religiosität hin und geraten so zeitweise in den Verdacht der Häresie.
Diese radikalen Abspalter von den Franziskanern verdammen im Italien des 14. Jahrhunderts römische Kirche und Papsttum als korrupt und sündhaft; angeblich treten einige Brüder zum Islam über.
Die Inquisition schickt Dutzende dieser deutschen Selbstgeißler die Kirchen für bloße Seinhaufen und Weihwasser für Tropfen des Höllenfeuers halten ab 1369 auf den Scheiterhaufen.
Die Anhänger dieser englischen Sekte, die Zeitweise großen politischen Einfluss hat, lehnen Zölibat und Keuschheit für Priester und Nonnen als unnatürlich ab und halten das Abendmahl für eine Totenbeschwörung.
Der radikale Prager Kirchengegner Jan Hus wird 1415 verbrannt. Jahrzehntelang kommt es daraufhin in Böhmen zu Aufständen seiner Anhänger. Weil sie nicht zu besiegen ist, wird die Gemeinschaft 1485 als Konfession anerkannt.
Zur Unterdrückung der Reformatoren um Martin Luther gründet der Vatikan 1542 eigens eine neue Behörde: die Römische Inquisition. Doch auch sie kann die Spaltung der Kirche nicht verhindern.
Diese radikalen Anhänger der Erwachsenentaufe übernehmen 1534 die Macht in der Stadt Münster, predigen das nahe Weltende, vernichten Heiligenbilder, verbieten Privateigentum und führen die Polygamie ein.